Kernaussage
Der Bau und Betrieb von Photovoltaik im Wald ist für die unterzeichnenden Verbände nicht
akzeptabel. Es gibt geeignetere Flächen als den Wald. In Zeiten von Klimawandel müssen der Schutz
und Erhalt von Wäldern das oberste Ziel sein.
Einleitung
In der brandenburgischen Gemeinde Bad Freienwalde will die niedersächsische Lindhorst Gruppe
370 Hektar Wald roden lassen 1 . Dort sollen ein 250 Hektar großer Solarpark und ein 120 Hektar großer
Gewerbe- und Industriepark entstehen. Auch andernorts wird der Ausbau von Photovoltaik (PV) im
Wald vorangetrieben, beispielsweise in der Region Leipzig 2 oder der Oberlausitz 3 . Es ist absurd, dass in
Zeiten von klimabedingten Kalamitätsflächen (501.000 Hektar baumfreie Waldfläche in Deutschland)
Wald gerodet wird. Die Rodung von Wald für PV-Anlagen wird von uns entschieden abgelehnt.
Der Wald ist in vielen Teilen Deutschlands durch die Folgen des Klimawandels deutlich geschwächt und
geschädigt. An vielen Stellen sogar so sehr, dass die Ökosystemleistungen 4 (Schutz-,
Erholungsfunktion) und regionalen Holzbedarfe (Nutzfunktion) nicht mehr hinreichend erbracht
werden können. Währenddessen ist das Interesse der Gesellschaft am Wald als Ort der Erholung und
Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen im Klimawandel deutlich gestiegen. Hinzu kommt die Rolle
des Waldes beim Klimaschutz, die der Deutsche Bundestag, im Beschluss zum neuen Bundes-
Klimaschutzgesetz (KSG) vom 12.05.2021, noch einmal betont. Die Anforderungen an das
Waldökosystem sind also wesentlich vielfältiger geworden. Der Schutz und Erhalt von Wäldern ist
deshalb in Zeiten von Klimawandel das oberste Ziel. PV-Anlagen im Wald lassen sich für die
unterzeichnenden Verbände somit nicht vereinbaren. Von der Politik und den involvierten Akteuren
fordern wir, dass unsere Forderungen und aufgezeigten Potenziale zum Ausbau von PV berücksichtigt
werden:
Forderungen
• Die Rodung von Wald für PV-Anlagen muss gestoppt werden.
• Eine Umwandlung von Wald in Flächen zur Solarstromgewinnung wird abgelehnt. Das gilt auch
für kalamitätsbedingt vorübergehende Kahlflächen im Wald.
• PV-Anlagen sollen nur dort angelegt werden, wo Eingriffe in Natur- und Umwelt am geringsten
sind. Da es genügend geeignetere Flächen für PV-Anlagen gibt, scheidet der Wald als Standort
aus.
Potenziale
• PV-Anlagen sollen vorrangig auf bebauten, bereits versiegelten oder vorbelasteten Flächen mit
geringer naturschutzfachlicher Wertigkeit errichtet werden. Dazu zählen als Beispiel Dach- und
Fassadenflächen, sowie Parkplätze.
• Agri-Photovoltaik 5 wird als Möglichkeit für die Landwirtschaft und Energiewende nicht
grundsätzlich ausgeschlossen, da hier eine gleichzeitige Erzeugung von Nahrungsmitteln und
Strom möglich ist. Zudem sollte im Bereich Freiraum-Inanspruchnahme der Fokus auf weniger
wertvolle landwirtschaftliche Flächen gelegt werden (z. B. niedrige Bodenpunktzahl) sowie mit
Blick auf den Klimawandel auf landwirtschaftlich genutzte Moorstandorte, da unter PV eine
Anhebung der Grundwasserstände möglich ist. Auf Grund des Artenverlustes, die eine
Intensivierung der Nutzung nach sich ziehen kann, wird dieses Potential jedoch als kritisch
eingestuft.
Resümee
Die Verbände sind sich ihrer Rolle in der Energiewende bewusst und unterstützen den
naturverträglichen Ausbau von erneuerbaren Energien sowie den Ausstieg aus den fossilen
Energieträgern. Wenn der Wald mit seinen unverzichtbaren Ökosystemleistungen allerdings der
Verlierer von Energieprojekten ist, dann stehen wir gemeinsam, für seinen Schutz und seinen Erhalt
ein. Die Vernichtung des naturnächsten Lebensraumes und der ökologisch verträglichsten
Landnutzungsform – dem Wald – ist ein ganz fatales Signal für den Natur- und Artenschutz.
Daher lehnen wir den Ausbau von PV im Wald ab. Außerhalb des Waldes gibt es geeignetere Flächen
wie unsere Potenziale aufzeigen.